Vier therapeutische Zugänge bei Rheuma

 

Im Folgenden präsentieren wir die vier wichtigsten diagnostisch-therapeutischen Zugänge zum Problembereich Rheuma und Arthrose.
Der Unterschied zwischen orthopädisch definierten Leiden - z.B. "aktivierte Arthrose" - und solchen der inneren Medizin - z.B. "rheumatoide Arthritis" oder "Polymyalgia rheumatica" - soll, so wichtig er im Einzelfall für das Krankheitsverständnis sein kann, im Rahmen dieser Darstellung außer Acht bleiben. (Zum Krankheitsbild der "Fibromyalgie" finden Sie eine eigene Netzseite)

1. Post-Infekt-Arthritis

Nach Infekten, bisweilen auch schon unter dem Infekt, leiden manche Menschen unter Gelenk- oder Weichteilschmerzen. Das kann Tage gehen, gelegentlich auch Wochen dauern und heilt meist, wie es heißt, folgenlos ab. Der Vorgang der rheumatoiden Entgleisung des Immunsystems scheint nun weniger Schuld einiger spezialisierter Erreger als vielmehr ein Wirtsproblem zu sein: Alle bisher daraufhin befragten Erreger, ob Bakterien, Viren oder Pilze, waren imstande, bei gewissen Menschen oder in bestimmten Situationen eine Post-Infekt-Arthritis hervorzurufen.

Interpretation aus chinesischer Sicht:

Hier liegt eine immunologische Fehlentwicklung vor. Dem Immunsystem gelingt es nicht, den primären Infekt, die Erkältung, auf der Schleimhaut-Ebene zu halten und in dem Zeitraster von 5 - 10 Tagen zu Ende zu führen. Dies würde der entwicklungsgeschichtlich herausgebildeten Programmierung des Immunsystems entsprechen. Oft sind es infektunterdrückende Maßnahmen, die im Wiederholungsfalle immunologische Fehlsteuerungen zur Folge haben: Die Entzündung bricht aus den physiologischen Bahnungen aus und ruft an anderem Ort entzündliche Fehlaktivierungen hervor.
Diese Prozesse verlaufen häufig subklinisch, sie können durch akute Infekte demaskiert werden, schließlich aber auch eine von akuten Ereignissen unabhängige Dynamik entwickeln. Die chinesische Diagnostik analysiert u. a. diesen Zusammenhang von Infektvorgeschichte und Rheuma-Entstehung. Therapeutisch werden Arzneirezepturen eingesetzt, die Anstöße geben, altes Infektpotential aufzuarbeiten.

2. Kälte

"Kälte" gehört als eines der Witterungs-Agenzien der chinesischen Medizin zu den äußeren Krankheitsfaktoren. Der korrespondierende innere Krankheitsfaktor wäre die Angst. Beide verkörpern im Entsprechungssystem der chinesischen Medizin die Wandlungsphase Wasser. Wasser und damit auch Kälte werden der innersten Körperschicht, den Knochen und Gelenken, zugeordnet. In der Tat erweist es sich, dass stets in irgendeiner Phase der Rheuma-Entstehung der Kälte-Faktor beteiligt war. Dementsprechend wird kaum eine Rheuma-Behandlung ohne wärmende Therapie-Phasen auskommen.

3. Verschlackung

Entzündung ist immer verbunden mit Entstehung und Ansammlung von Entzündungs-Schlacken, chinesisch: "Feuchtigkeit-Schleim". Ihr Ausmaß zeigt sich in der Gelenk-Schwellung, den Stauungserscheinungen in der Gelenks-Umgebung, dem Teigigwerden der Bindegewebe, aber auch in ganzkörperlichen Entzündungszeichen.
Der hier angesprochene Teilaspekt der rheumatischen Erkrankung ist Thema von Fastenkuren, Diäten und diversen einheimischen Methoden der Blutreinigung. Auch die in der Klinik eingesetzten Blutegel können hier sehr hilfreich sein.
Chinesische Arzneirezepturen, die zum Zwecke der Mobilisierung und Ausschleusung von "Hitze-Feuchtigkeit" verordnet werden, aktivieren Ausscheidungsprozesse. Sie können den Patienten, zumindest in der Anfangsphase, kräftemäßig noch mehr beanspruchen als Fastenkuren und profitieren daher sehr von den Hilfen und der Entlastung, die eine stationäre Behandlung bieten.
Sie erlauben darüber hinaus aber auch Langzeitbehandlungen und haben einen weiteren großen Vorteil: Ihre Wirkung lässt sich über spezifisch wirkende Rezepturbestandteile auf bestimmte Körperregionen lenken. So gibt es "antirheumatisch" wirkende Pflanzen, die "Wind-Feuchtigkeits-Stauungen" auflösen und dabei die Meridiane, die Energiebahnen der chinesischen Medizin freimachen. Sie wirken spezifisch auf bestimmte Körperregionen, z.B. Schulter-Nacken oder unterer Rücken oder die Knie.

4. Leitbahn-Blockade

"Wenn das Qi in den Hauptmeridianen und in den feineren Netzleitbahnen gut fließt, dann behalten die großen und kleinen Gelenke Kraft und Beweglichkeit." Derartige Aussagen findet man häufig in alten Schriften zur Akupunktur. Umgekehrt können Meridian-Blockaden am Anfang rheumatischer Entwicklungen stehen. Diese Sichtweise öffnet die Abteilung der "äußeren Behandlungen": Akupunktur, Schröpfen, Moxibustion, manuelle Verfahren, Qi Gong usw. Äußere Verfahren sind in der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen unverzichtbar, werden aber, außer bei leichten Störungen, immer mit Phytotherapie kombiniert. Besonders die genannten Wind-Feuchtigkeits-Mittel haben eine starke blockadelösende Wirkung auf die Meridiane.
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